Rebellin mit Herz
Rebellin mit Herz
Artikel-Nr | 821056000 |
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ISBN | 978-3-98695-056-9 |
Verlag | Gerth Medien |
Seiten | 416 |
Erschienen | 22.05.2024 |
Artikelart | Hardcover, 14 x 22 cm |
Und dann tritt auch noch der charmante und eigenwillige Earl of Kantley auf den Plan, der Lily vor eine neue Herausforderung stellt.
Autor: | Elisabeth Büchle |
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14.01.25 11:39 | Andrea
Wahre Nächstenliebe
Wen die Kreise des britischen Hochadels interessieren, ist hier genau richtig. Ich wurde beim Lesen oft an die Serie "Downtown Abbey" erinnert.
Lily Thomson, eine lebenslustige, quirlige Pastorentochter wird Gesellschafterin der einsamen Lady Henrietta Murray. Denn diese möchte ihrem bisher äußerst langweiligen Leben einen neuen Anstrich verpassen. Lily bringt frischen Wind in die ganze Aristokratie und manche Lady muss bestürzt zu ihrem Riechfläschchen greifen. Sie ist für damalige Verhältnisse keine zurückhaltende Frau, sondern stellt die Leute unverblümt zur Rede, setzt sich aber selbstlos für die ärmsten der Armen im Londoner Hafenviertel ein. Ihre überschwenglichen, oft nicht durchdachten Ideen mischen die Hochglanzgesellschaften sehr auf. Doch wer ist der charmante, selbstbewußte Earl of Kantley? Hat er Lily durchschaut oder will er ihr nur helfen?
Es ist ein herrlich erfrischendes Buch mit schelmischen Dialogen, die dem Leser oftmals ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Aber es gibt auch die dunklen Seiten des Londoner Stadtlebens, nämlich das am Hafen. Viel Leid und Elend zeichnet die Autorin sehr plastisch vor Augen. Doch wie begegnen die "feinen" Leute jenen, die nicht so reich sind wie sie und trotzdem ehrlich und anständig sind. Können Henrietta und Lily etwas bewirken?
Der Schreibstil ist mal wieder "büchlig". Spannung, Humor, Ernsthaftigkeit und zart eingeflochtener Glaube wechseln sich ab. Lilys großer Lernprozess ist, nicht vorschnell und aus dem Stegreif zu handeln, sondern still auf die Antwort Gottes zu warten.
Die Nächstenliebe nimmt einen großen Schauplatz in der Geschichte ein. Daraus kann der Leser manches lernen und sich selbst fragen: Wie begegne ich Menschen, denen es nicht so gut geht wie mir?
Ein gelungener Roman, der viele schöne Lesestunden bereithält.
P.S. Sehr hilfreich ist ein umfangreiches Personenregister vorne im Buch.
28.06.24 11:30 | Elina
Wunderbar unterhaltsam und spannend!
Ich mag Bücher, in denen Frauen etwas aus der Reihe des jeweiligen gesellschaftlichen Verhaltenskodex tanzen und etwas rebellisch sind, das Herz jedoch am rechten Fleck haben. Um genau so eine Geschichte handelt es sich beim neusten Roman von Elisabeth Büchle. Einmal in die Hand genommen, möchte man das Buch erst nach dem endgültigen Fertiglesen weglegen.
Der Leser wird nach England in das Jahr 1811 versetzt und hineingesogen in die Geschichte von Lily Thomson, die von einer vereinsamten Lady als Gesellschafterin eingestellt wird, um dieser zu helfen, wieder in die Kreise des britischen Hochadels einzufinden. Dabei bringt Lily ordentlich frischen Wind in Lady Henriettas Leben, aber auch einige Zusammenstöße und Auseinandersetzungen, vor allem mit der feinen gehobenen Gesellschaft. In all dem entdeckt Lily auch noch die Not der an den Docks der Themse lebenden Kinder und sie kann nicht anders, als ihnen helfen zu wollen. Trotz aller Bemühungen, die Adligen auf die Armut und Not dieser benachteiligten Familien hinzuweisen und an deren Spendenbereitschaft zu appellieren, stößt Lily auf eher taube Ohren. Sie schmiedet einen Plan, der sie immer weiter in Schwierigkeiten zieht…
Zugleich trifft sie immer häufiger auf den äußerst gut aussehenden und charmanten, aber auch eigenwilligen Earl of Kantley, der Lily durchaus in ihrer Schlagfertigkeit und ihrer unkonventionellen Art ähnlich ist und ihr den Kopf zu verdrehen scheint. Was wird sie in all dem „Schlamassel“ UND mit ihren Gefühlen tun?
Elisabeth Büchle schreibt einfach grandios. Mit diesem Buch ist ihr eine wunderbare, äußerst unterhaltsame und charmante Geschichte gelungen. Ich mochte die Protagonisten so so gerne - Lily, mit ihrem ganz eigenen Kopf und ihrem eigenwilligen Charakter, die sich nicht in eine vorgefertigte Schablone pressen lässt; die die Stimme ihres Herzens lauter sprechen lässt als die Stimme der Gesellschaft mit ihren unzähligen Regeln; die die Not anderer sieht und so gut es geht, helfen möchte. Das hat mich total beeindruckt. Auch der Earl von Kantley, Marvin, ist ein gelungener Charakter, der ein bisschen wie Lily ist, nur in männlicher Person. Er handelt jedoch bedachter, trotzdem schert er sich auch nicht wirklich darum, was nun in der feinen Gesellschaft angebracht ist und was nicht (er kann es sich ja auch eher leisten, hat er doch einen hohen Rang inne und ist zudem ein Mann).
Ich mag es, dass die Autorin mehrere Themen auf eine leichte und schöne Art und Weise miteinander verbindet: Da wäre u.a. das Thema um die Rollen und Funktionen der Geschlechter (mehrfach wird im Buch erwähnt, dass Frauen nach der Heirat keine große Handhabe darüber hatten, wohin das Geld des Gatten fließt und sie überhaupt nicht wirkliches Mitspracherecht in wichtigen Angelegenheiten hatten), dann das Thema der großen Unterschiede der sozialen Schichten (das prunkvolle Leben des Adels und die Armut der unteren Schichten) und nicht zuletzt die Frage nach dem Willen Gottes im eigenen Leben. Lily erkennt erst recht spät, dass sie in ihrem ganzen Vorhaben nie nach Gottes Willen und Plan gefragt hat, ja nicht mal nach seinem Segen. Hätte er einen anderen Weg gewählt, um den Armen zu helfen? Ich finde, dass dieser Aspekt wirklich schön und unaufdringlich in den Roman eingearbeitet und zu einer wichtigen Message wurde.
Die Liebesgeschichte stand nicht so sehr im Vordergrund, sondern entwickelte sich ganz unterschwellig und fein, aber recht knisternd und aufregend zwischen den Hauptfiguren. (Ein bisschen erinnerte es mich an Pride and Prejudice)
„Rebellin mit Herz“ ist ein großartiger Roman der Heiteres mit Ernstem verbindet und vor allem zu Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft ermuntern. Ich habe das Lesen sehr genossen.