Die ganze Wahrheit
Artikel-Nr | 176362000 |
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ISBN | 978-3-945716-62-5 |
Verlag | Betanien |
Seiten | 714 |
Erschienen | 16.02.2024 |
Artikelart | Paperback, 14 x 21 x 4,3 cm |
Gehört das Thema Gott in die Öffentlichkeit oder ist es reine Privatsache – persönlich zwar tröstlich, aber für die Welt irrelevant?
In der heutigen kulturellen Etikette gilt es als Tabu, das Öffentliche und das Private oder Religion und Welt zu vermischen. Diese strikte Trennung ist eine Macht, die das Christentum in der Privatsphäre gefangen hält und es seiner Kraft beraubt, die Öffentlichkeit herauszufordern und ihr das rettende Evangelium zu vermitteln.
In diesem Buch bietet die Autorin eine messerscharfe Analyse der kulturdogmatischen Trennung von öffentlich und privat und erklärt, wie diese Dichotomie, die bereits Francis Schaeffer warnend aufgezeigt hat, ein umfassendes Wirken der biblischen Wahrheit behindert. Letztlich prägt diese Dichotomie die gesamte heutige Weltanschauung.
Wie können wir dieses zersplitterte Denken vereinen und geistliche Kraft zurückgewinnen? Pearcey erklärt, wie wir das Christentum aus seiner kulturellen Gefangenschaft befreien können und führt die Leser durch praktische Schritte, um eine ganzheitliche christliche Weltanschauung zu entwickeln.
Dabei argumentiert sie überzeugend, dass der christliche Glaube nicht nur eine religiöse Nischen-Wahrheit ist, sondern die Wahrheit über die gesamte Realität. Der biblische Glaube ist die totale, allumfassende Wahrheit.
Mit dem enthaltenen Studienführer ist dieses Buch ideal für das Studium in Einzel- oder Gruppenarbeit.
Autor: | Nancy R. Pearcey |
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05.07.24 11:11 | Jochen
Empfehlenswerte Kulturanalyse
Das Buch Die ganze Wahrheit ist bereits 20 Jahre alt, aber erst jetzt auf Deutsch er-schienen. So viel schon vorweg: Die Lektüre lohnt sich, und man kann verstehen, dass das Werk nach seinem Erscheinen in Amerika 2004 verschiedene Auszeichnungen, so auch in der Kategorie Christentum und Gesellschaft, gewonnen hat.
Im Vorwort schreibt Philipp E. Johnson: „Heute berauben intellektuelle Banditen unvorbereitete Jugendliche ihres Glaubens. Sie tun dies mit Argumenten, die auf dem Treibsand des ‚Allgemeinwissens‘ und ‚modernen Denkens‘ gegründet sind. Solche Jugendlichen brauchen einen festen Felsen, und sie müssen wissen, warum der Fels fest ist und warum die Welt den Treibsand vorzieht“. Und die Autorin selbst schreibt in der Einleitung über das Buch: „Es bietet Wegweisung für die Weltanschauungsbewegung. Es will helfen, die falsche Aufspaltung zwischen den Bereichen von ‚weltlich‘ und ‚geistlich‘ zu erkennen, die deinen Glauben in der privaten Sphäre der ‚religiösen Wahrheit‘ gefangen hält. Es will praktische Schritte lehren, in deinem Leben und Handeln eine christliche Weltanschauung zu praktizieren. Und es wird dir beibringen, ein Weltanschauungs-Koordinatensystem anzuwenden, da-mit du dich in dem Wirrwarr von Ideen und Ideologien zurechtfindest, mit dem wir in der modernen Welt konfrontiert sind ... Wir haben nicht nur ‚die Kultur‘ verloren. Es geht sogar so weit, dass wir zunehmend unsere eigenen Kinder verlieren … Vor allem, weil jungen Gläubigen nicht beigebracht wurde, eine biblische Weltanschauung zu entwickeln … Die großen öffentlichen Institutionen beanspruchen für sich, ‚wissenschaftlich‘ und ‚wertfrei‘ zu sein, was bedeutet, dass Werte in die private Sphäre persönlicher Entscheidungen verbannt werden … Echtes Weltanschauungs-denken ist weit mehr als eine mentale Strategie oder eine neue Ansicht, um aktuelle Ereignisse zu bewerten ... Ein Weg [Gottes] Herrschaft anzuerkennen, besteht darin, jeden Aspekt der Schöpfung im Licht seiner Wahrheit zu interpretieren. Gottes Wort wird dadurch zu einer Brille, die eine neue Perspektive auf all unsere Gedanken und Handlungen bietet.“
Die frühere Agnostikerin Nancy Randolph Pearcey (geb. 1952) studierte Anfang der 1970er Jahre in Heidelberg. Von dort reiste sie in die Schweiz, um sich bei Francis Schaeffer (1912–1984) in der L’Abri-Gemeinschaft mit christlicher Weltanschauung zu beschäftigen. Dies beeinflusste sie nachhaltig. Nach ihrem Bachelor-Abschluss in Philosophie, Deutsch und Musik an der Iowa State University erwarb sie einen Master am Covenant Theological Seminary in St. Louis und studierte dann Philosophiegeschichte am Institute for Christian Studies in Toronto mit Schwerpunkt Philosophie der Antike und der Reformation. Sie arbeitete u.a. am Discovery Institute mit dem Fokus auf kulturelle und philosophische Auswirkungen der Kontroverse um die Evolution. Weiterhin hat Pearcey über Jahrzehnte zahlreiche Vorträge gehalten und Abhandlungen geschrieben. Seit 2012 ist sie Dozentin für Apologetik an der Houston Christian University in Texas.
Dieses Buch ist ein monumentales Werk, und für die komplette Lektüre braucht man Durchhaltevermögen. Es erörtert zentrale Bereiche des Themas „Weltanschauung“ und besteht aus drei Hauptteilen, die jeweils vier Unterkapitel beinhalten. Der erste Teil reflektiert die Frage: „Was gehört zu einer Weltanschauung?“ Die Haupt-perspektiven sind Schöpfung, Sündenfall und Erlösung. Pearcey beleuchtet die „säkular/heilig“-Dichotomie, die das Christentum auf den Bereich religiöser Wahrheit beschränkt und zu einem zwiegespaltenen Denken und Leben führt. Hier wird z.B. untersucht, wie es dazu kam, dass die Säkularisten eine gespaltene Denkweise der Christen verschärfen, indem sie behaupten, ihre Theorie beziehe sich nicht auf eine bestimmte Philosophie, sondern sie sei einfach die Denkweise aller vernünftigen Menschen. Pearcey macht dafür u.a. die Hybris der Aufklärung verantwortlich, die behauptet, die Vernunft sei eine transzendentale Kraft, die unfehlbare Erkenntnisse liefern könne. Auf diese Weise, so die Autorin, sei die Vernunft zu einem Götzen geworden und habe die Stelle Gottes als Quelle aller Erkenntnis eingenommen. Ein Denksystem sei eben kein Ergebnis reiner Vernunft, sondern beinhalte auch Voran-nahmen. Und die Vernunft sei einfach eine menschliche Fähigkeit, aus Vorannahmen Schlüsse zu ziehen. Die wichtige Frage sei daher, was jemand als letztgültige Voran-nahmen betrachte, denn diese prägten alle Schlussfolgerungen. In der Praxis bedeute das, dass Christen oft ihre christliche Weltanschauung über Bord werfen und eine säkulare Herangehensweise übernehmen würden, die man als „wissenschaftlich“ und „wertfrei“ bezeichne. So werde die Evolution als öffentliche Erkenntnis behandelt, die jeder anzuerkennen habe, ungeachtet des privaten Glaubens.
Der zweite Teil fokussiert die Schöpfung als grundlegenden Startpunkt jeder Weltanschauung. Zentral dafür ist im Westen die Kritik des Darwinismus sowohl in seinen „wissenschaftlichen“ Behauptungen als auch in seinen Auswirkungen auf unsere Weltanschauung – und seinen kulturellen Konsequenzen. Man kann das so zusammenfassen: „Evolution trat als eine Art säkulare Ideologie ins Dasein, als ausdrücklicher Ersatz für das Christentum“. So werde sie heute noch als eine „Ideologie verkündet, als säkulare Religion – als eine völlig ausgereifte Alternative zum Christentum, mit Sinngebung und Moral“. Und: Das charakteristische Element des Darwinismus sei nicht die natürliche Auslese, sondern die Ablehnung von Design und Zweck. Die Ablehnung von Design in der Natur sei buchstäblich die Ablehnung Gottes.
Der dritte Teil behandelt Amerika und das Christentum bzw. den Evangelikalismus und versucht zu erklären, warum viele Christen und Evangelikale keine solide Weltanschauungstradition haben. Es geht also darum zu fragen, warum die „säkular/heilig“-Dichotomie hier so beherrschend ist, und deren Geschichte daraufhin zu untersuchen, aber auch wie übernommene Gedankenmuster das heutige Denken immer noch prägen. So ist es dann möglich, selbstzerstörerische Hindernisse für weltanschauliches Denken zu erkennen und zu überwinden.
Im vierten, abschließenden Teil „Christliche Weltanschauung ausleben“ geht die Autorin auf das praktische christliche Leben ein. Je nachdem, wie vertraut man mit den Themen der ersten drei Teile ist, lohnt es sich eventuell, zunächst Teil 4 zu lesen, um die anderen Informationen besser in das christliche Denken einordnen zu können.
Im Anhang folgen noch fünf kurze Kapitel, die an vorherige Inhalte anknüpfen. Sie beinhalten die Themen Säkularisierung der amerikanischen Politik, moderner Islam und New Age, Materialismus vs. Christentum, praktische Apologetik in L’Abri (wo Francis Schaeffer wirkte) und (meist englischsprachige) Literaturempfehlungen. Das Buch enthält viele Fußnoten mit Literaturhinweisen und vertiefenden Informationen. Es wird durch ein Personen- und Stichwortregister abgerundet.
Bei diesen Themen dürfte klar sein, dass die Lektüre ein Interesse an den Hinter-gründen und auch eine gewisse Routine bei der Beschäftigung mit theoretischen Konzepten voraussetzt. Die Sprache ist allerdings nicht übermäßig abstrakt-theoretisch, der Stil zudem ausgesprochen nüchtern und unpolemisch. Das Buch enthält recht viele Redundanzen, was das Verständnis einerseits erleichtert; andererseits hätte man mit etwas mehr Präzision die Informationen auf ca. zwei Drittel des Textes verdichten können. Die Geschichte der werktätigen Frau in Amerika wird m.E. etwas undifferenziert überidealisiert und die Entwicklung dramatisiert. Die Verzahnung der Hauptkapitel und der Kerngedanken gelingt gut. Auch wenn man sich der einen oder anderen Detailaussage nicht unbedingt anschließen muss, ist die komplette Lektüre dieses Buches doch hilfreich und eine Verbreitung seiner Gedanken wünschenswert, besonders auch unter Oberstufenschülern und Studenten.
Jochen Klein / mehr Rezensionen auf www.denkendglauben.de
24.02.24 21:14 | Henrik
Phänomenal erhellend
In ihrem Werk „Die ganze Wahrheit“ führt uns die renommierte Bestsellerautorin und Professorin für Apologetik, Nancy Pearcey, auf eine fesselnde Reise durch die Welt der Weltanschauungen.
Wer ist die Autorin?
Nancy R. Pearcey wuchs in einem christlichen Elternhaus auf, in dem körperliche Übergriffe ein großes Problem waren. Nach einer intellektuellen und spirituellen Suche, fand sie in der Schweiz zum Glauben an Jesus Christus. Sie ist mit Richard verheiratet. Gemeinsam haben sie zwei erwachsene Söhne. Pearcey ist eine renommierte Bestsellerautorin und Professorin für Apologetik. Sie ist bekannt für ihre Arbeit im Bereich der christlichen Weltanschauung und hat mehrere bedeutende Bücher zu diesem Thema veröffentlicht. Als Dozentin an der Houston Christian University ist sie in den USA tätig und hat durch ihre Arbeit einen großen Einfluss auf die theologische Diskussion und das Verständnis des christlichen Glaubens in der heutigen Gesellschaft.
Worum geht es in dem Buch?
Mit einer faszinierenden Mischung aus persönlichen Erfahrungen und tiefgründiger Analyse bringt Pearcey uns dazu, die Grenzen zwischen dem Geistlichen und dem Weltlichen zu überdenken und eine ganzheitliche Sichtweise zu entwickeln.
Im ersten Teil wird die säkular-heilige Dichotomie untersucht, die oft dazu führt, dass das Christentum auf den Bereich religiöser Wahrheit beschränkt wird und zu einem gespaltenen Denken und Leben führt. Um persönliche Einheit und Ganzheit zu erreichen, ist es erforderlich, alle Aspekte unseres Wirkens und Lebens offen vor Gottes Führung und Macht zu übergeben. In diesem Teil erhält der Leser ein praktisches und direkt anwendbares Weltanschauungstraining. Die Autorin zeigt konkrete Schritte auf, um eine biblische Weltanschauung in allen Lebensbereichen zu entwickeln, und verwendet dazu die Gliederung in Schöpfung, Sündenfall und Erlösung. Außerdem wird eine Einführung in die Apologetik angeboten, die es ermöglicht, nichtchristliche Weltanschauungen zu analysieren.
Im zweiten Teil wird die Schöpfung als grundlegender Startpunkt jeder Weltanschauung behandelt. In westlichen Gesellschaften dominiert die darwinsche Evolutionslehre als Schöpfungsmythos. Pearcey gelingt eine kritische Auseinandersetzung mit dieser Sichtweise. Im Verlauf des Lesens wird man feststellen, dass die neuesten wissenschaftlichen Entdeckungen teilweise im Widerspruch zu den rein naturalistischen Theorien der Evolution stehen und das Konzept des Intelligent Design unterstützen. Es ist erhellend zu lesen, wie der Darwinismus aggressiv über die Grenzen der Wissenschaft hinaus expandiert und sogar die sozialen und rechtlichen Institutionen beeinflusst.
Im dritten Teil wirft die Verfasserin einen Blick in die Geschichte, um zu ergründen, warum Evangelikale keine fest verankerte Weltanschauungstradition haben. Als Leser unternimmt man eine zeitliche Rückreise und durchsucht die Archive der Vergangenheit, um zu diagnostizieren, wie übernommene Denkmuster nach wie vor das gegenwärtige Denken beeinflussen. Dabei wird herausgearbeitet, wie selbstzerstörerische Hindernisse für weltanschauliches Denken erkannt und überwunden werden können.
Im vierten Teil betont Pearcey, dass das Herzstück weltanschaulichen Denkens in seinen praktischen und persönlichen Anwendungen liegt. Eine Erneuerung des Denkens kann nur durch die persönliche Unterwerfung unter die Herrschaft Jesu Christi erreicht werden. Es wird darauf hingewiesen, dass man bereit sein muss, zu den Füßen Jesu zu sitzen und sich von ihm belehren zu lassen. Aufgrund der gefallenen menschlichen Natur neigt man dazu, dies nicht ausgiebig zu tun, es sei denn, man wird durch Krisen, Verlust oder Unrecht dazu gedrängt. Nur wenn die eigenen Pläne und Ambitionen unwichtig werden, kann man wahrhaft mit Christus sterben und in seinem Tod und seiner Auferstehung Heiligung erfahren, sowohl des Herzens als auch des Denkens.
Wer sollte das Buch lesen?
Die Lektüre gilt jedem Christen. Insbesondere aber sollten Menschen, die Verantwortung für die Aus- und Weiterbildung der heranwachsenden Generation tragen, dieses Werk gründlich lesen. Ebenso sind Pastoren und Bibelschullehrer aufgerufen, sich mit Pearceys Ansatz auseinanderzusetzen, um ihre Studenten apologetisch zu schulen, denn das Christentum durchdringt jeden Bereich unseres Lebens.
Was gibt es Kritisches?
Das Buch ist dick. Das ist einerseits vorteilhaft, denn man hat alles in einem Band. Jedoch wäre es auch hilfreich, wenn man das Werk in zwei oder gar vier Bücher aufgeteilt und ggf. noch Reflexionsfragen angefügt hätte, sodass man die wichtigen Inhalte noch stärker für sich nutzbar machen kann. So bietet der Rand leider auch zu wenig Möglichkeiten für Notizen.
Auch wenn das Buch schon vor knapp 20 Jahren erschien und besonders die amerikanische Gesellschaft beleuchtet, hat dies keinerlei negative inhaltliche Auswirkungen. Grund dafür ist, dass wir aktuell genau in diesen Fragen stecken und die Autorin dem Leser hilft, das Christentum ganzheitlich zu verstehen und auch anzuwenden.
Man sollte sich einige Textmarker bereitlegen, denn der Input ist nicht nur erhellend, sondern Wahrheiten werden auf den Punkt gebracht. "Wenn wir dem Kulturmandat gehorchen, sind wir als Vermittler seiner allgemeinen Gnade Teil von Gottes Werk."
Weshalb sollte man das Buch lesen?
Besonders beeindruckend ist Pearceys Ehrlichkeit, wenn sie aufzeigt, wo wir möglicherweise in unserem eigenen Denken und Handeln versagt haben. Sie betont, dass der christliche Glaube nicht nur eine religiöse Nischenwahrheit ist, sondern die Wahrheit über die gesamte Realität darstellt. Dies ermutigt den Leser, nicht nur über die Weltanschauung im Allgemeinen nachzudenken, sondern auch über die persönlichen Glaubensüberzeugungen und ihre Auswirkungen auf das tägliche Leben. Insgesamt ist „Die ganze Wahrheit“ ein fesselndes und erhellendes Buch, das nicht nur den Verstand, sondern auch das Herz anspricht. Es ist ein unverzichtbarer Begleiter für alle, die tiefer in die Weltanschauungsfragen eintauchen und ihren Glauben auf eine solide Grundlage stellen möchten.