Flucht aus Buchenwald
Erlebnisbericht über die Gefangennahme, die Bedingungen im KZ Buchenwald, die Flucht aus dem KZ und das Leben als Flüchtling. Der Autor versteht es, seine Erlebnisse authentisch nachzuerzählen und gibt mit diesem Buch ein erschreckend ehrliches Zeugnis über seine Erlebnisse zur Zeit des Zweiten Weltkrieges.
Vorwort vom Autor:Das Buch "Flucht aus Buchenwald" ist kein Roman oder Abenteuer, sondern eine Erzählung aus meinem Leben. In Buchenwald befand ich mich im Alter von 19 bis 20 Jahren. Ich war kein politischer Gefangener, hatte jedoch während der sechs Monate meines Aufenthalts täglich die Möglichkeit, mit den Gefangenen aus Frankreich, Tschechoslowakei, Italien und Russland zu sprechen. Diese Menschen waren Intellektuelle, die gern über das Weltgeschehen diskutierten.Besonders in Erinnerung blieben mir ihre Gespräche über die Ukraine, die erzwungene Kollektivierung und die künstliche Hungersnot im Jahre 1933. Für die Europäer war das keine Neuigkeit, für mich jedoch war es eine. Während meiner Militärzeit habe ich in meiner Naivität, ohne irgendwelche politischen Ziele zu verfolgen, mit den Soldaten über den Aufbau des Sozialismus gesprochen. Ich musste dafür teuer bezahlen. Wie durch ein Wunder blieb ich am Leben. Ich sagte mir: "Dreimal stand ich kurz vor dem Tod und bin noch einmal davongekommen". In einer besonderen politischen Abteilung gab ich zur Unterschrift: "In meinem ganzen Leben, zu keinem Zeitpunkt und an keinem Ort werde ich meine Meinung über den Hunger des Jahres 1933 weitersagen". Meine Unterschrift sagte aus: "Wenn du leben willst, dann schweige".Nach dem Zerfall der UdSSR wurde die Hungersnot von 1933 in der Presse veröffentlicht. Als die amerikanischen und kanadischen Städte an das sechzigjährige Jubiläum des Hungers in der Ukraine gedachten, stand in keiner Zeitung geschrieben, welchen Grund und welches Ziel dieser Hunger hatte.Als ich bereits in Amerika lebte, erinnerte ich mich am 9. Mai 1994 daran, dass der "Siegestag" ein wichtiger Feiertag in der Ukraine sei. An diesem Tag schrieb ich in der Schule während des Englischunterrichts meine Erzählung über Buchenwald auf. Mit Hilfe meiner Lehrerin schilderte ich meine Flucht aus Buchenwald. Meine Geschichte wurde in jeder Klasse vorgelesen.Danach schlug man mir vor, meine Erfahrungen ausführlicher aufzuschreiben und meinen Enkeln als eine Erinnerung zu hinterlassen. So entstand dieses Buch. Aber ich wollte nicht, dass es eine Biographie des Großvaters bleibt, sondern auch für den einfachen Leser zugänglich wird. Aus dem Wunsch heraus, den Leser nicht mit einer langen Erzählung zu ermüden, beschloss ich, einige historische Begebenheiten kurz zu schildern.Das Dorf "Panskaja", das in diesem Buch beschrieben wird, steht für viele andere, die nach dem Hunger des Jahres 1933 nicht mehr existierten. Zur Zeit besitze ich nicht die finanziellen Mittel, um mein Manuskript ins Englische übersetzen zu lassen und als Buch herauszugeben. Aber ich glaube daran, dass es einmal geschieht, und bete: "Herr, segne es".Grigori Sintschenko